Vorwort meiner Examensarbeit

 

„Schule der Musik“

 

Musikalische Ästhetik und Kompositionskunst im
klaviermethodischen Elementarbereich
- Entwurf einer Stückesammlung und methodischer Analysen.

 

Ein Vorwort:
Wenn mich jemand fragt, mit welcher Absicht ich mir die Arbeit gemacht habe, ein eigenes didaktisches Lehrwerk zum Erlernen der Musik mittels des Klaviers - kurz und vereinfacht: "Klavierschule" - zu verfassen, wenngleich es doch schon so viele gibt, dann kann ich kühn behaupten, dass ich es nur für einen Schüler tat: Der kleine Schüler in mir selbst! Meine Absicht liegt also darin, einen methodischen Weg und musikalischen Zugang in Form eines Lehrwerks zu schaffen, wie ich es selbst glaube immer gewünscht zu haben. Insofern ist es für mich eine existenzielle Aufgabe meiner Musikalität, nach meinen ästhetischen Wurzeln zu suchen und diese mit den einfachsten Mitteln umzusetzen. Ganz nach der Devise: Das Einfachste ist oft das Schönste. Und das Schöne in ganz essentieller Form zu gestalten, stellt die größte Herausforderung dar. Aus diesem Grunde ist meine "Schule" sehr sachlich gestaltet und ordnet sich ganz bewusst nicht in den beiden gerne von „Pädagogen“ erstellten Klassifizierungen: „Schule für Kinder“, „Schule für Erwachsene“. Denn von den außermusikalischen Inhalten abgesehen, gibt es keine klangliche Differenzierung zwischen „Kindermusik“ oder „Erwachsenenmusik“. Mein wichtigstes Ziel war es demnach von vornherein "Schubladendenken" sowie Trivialisierung der Musik bzw. des musikalischen Materials zu vermeiden: Methodische Kompromisse und Reduktionen dürfen insofern nur soweit gehen, als die musikalische Struktur, der musikalische Inhalt und der klaviertechnische Aspekt auch in den kleinsten Kompositionen keine Mängel oder Unsinnigkeiten aufweisen. Im Vordergrund steht das Erlernen eines fundierten Kunsthandwerkes sowie einer ästhetischen Vermittlung, - und das mit den einfachsten Mitteln:
Selbst in den einfachsten Tonspielen steht der Versuch nach einer ausgezeichneten Stimmführung und gesanglichen Melodieführung nach traditionellen Regeln, zudem zeigen sich die Vielfalt und die Möglichkeiten des Tonmaterials, ohne sture Beschränkungen auf einer Tonart, einem Tongeschlecht oder einer Ausdrucksform.

 

Allen Ansprüchen nach, ist es nahezu unmöglich einen konzentrierten Leitfaden für die Musik, ferner im Kontext des Klavierspiels, in ein Lehrwerk unter 300 Seiten mit Unmengen Text zu fassen und alle musikalischen Parameter gründlich abzudecken, da das Eine das Andere immer nach sich zieht und alles zusammengehörig ist. (Dem waren sich womöglich schon die alten Meister bewusst, wie C.P.E.Bach der seine Schule "Versuch über die wahre Art, das Clavier zu spielen" oder L.Mozart "Versuch einer gründlichen Violinschule" oder J.J.Quantz "Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen" das Wort "Versuch" allem voranstellten.
Letztlich ist die Vermittlung von Mensch zu Mensch das Entscheidente Element, demzufolge muss explizit betont werden, dass es sich hier um ein didaktisches und nicht um ein autodidaktisches Lehrwerk handelt, welches auf die Kompetenzen, Kreativität und Motivationen eines guten Lehrkörpers setzt und natürlich auch das Verwenden von Sekundär-Literatur, welche z.B. auf technische Ausbildung spezialisiert ist, voraussetzt. (Als Beispiel "Der Clavier-Virtuose" von C.L. Hanon). Das Lehrwerk vermeidet ganz bewusst die sog. "Nummernpädagogik", da Lehrer und Schüler selbst, je nach individuellem Bedarf Ablauf und Auswahl der Übungen und Stücke gestalten sollte, um vor allem der Unmündigkeit des Schülers, aber auch die des Lehrers gegenüber der Musik und deren Handwerk vorzubeugen. Vielmehr sollte die Schule als Stoffsammlung gesehen werden, die Anregungen gibt, welche man sich zu eigen macht, an der man sich bildet um musikalisches Land zu entdecken und welche nicht einfach nur unreflektiert von den Noten abgespielt werden sollte, um zu glauben, man hätte damit Musik gemacht.

Wahre musikalische Entfaltung beginnt damit Musik auch in ihrer Entstehung, ihrer Gestalt und Struktur zu verstehen und nicht darin, sich auf die Arbeit von fertigen Kompositionen bequem auszuruhen oder sich darauf immer zu verlassen. Eigeninitiative gibt den besten Grundstein um künstlerisches Potenzial aufzubauen:

Der Weg ist das Ziel.

 

David Rosenzweig

Oktober 2009